…it`s forty years ago today…
Rockpalast/Loreley 28. August 1982
Vorgestern Morgen vor 40 Jahren bin ich in Mythilini auf der griechischen Insel Lesbos ins Flugzeug nach Athen gestiegen, umsteigen und weiter nach Köln-Wahn. Hier teilte Balou mir mit, dass unser soeben erschienenes Album „vun drinne noh drusse“ seinen Vorgänger „für usszeschnigge“ von der Chartspitze verdrängt hat. Bis nach Lesbos war diese unfassbare Nachricht noch nicht gedrungen. Wie auch? Ich campte dort mit der späteren Mutter meiner Söhne unter freiem Himmel in einem ausgehöhlten Busch am Strand des winzigen Örtchen Drota. Eine Telefonverbindung nach Drota gab es nicht. Als wir mit dem Auto in Köln drei Wochen zuvor aufgebrochen waren, hatten wir lediglich vereinbart, dass wir uns zwei Abende vor dem Loreley Konzert im EMI Studio II treffen würden, um noch mal die Akkorde der neuen Songs zu checken. Danach auf einen Umtrunk ins Clodwigeck und am nächsten Vormittag rheinaufwärts nach St. Goar auf die Loreley-Freilichtbühne zum Soundcheck. Wir sind natürlich erst spät ins Bett gekommen, nicht nur weil die Tonprobe ausführlich war, sondern auch weil es ja schließlich was zu feiern gab.
Gegen Mittag dann hoch auf die Loreley. Fototermine, Interviews, das Übliche halt, bis der Rockpalast-Redakteur Peter Rüchel mir anbot, mich Rory Gallagher vorzustellen, der als Headliner gebucht war. Und so kam es dann, dass ein in Schnappatmung verfallener W.N. plötzlich in Rorys Trailer saß, um sich mit diesem bewunderten Kollegen (zu dessen Konzerten er regelmäßig gepilgert war), Aug in Aug zu plaudern. Rory war unfassbar nett zu mir und als er mich fragte, ob ich nicht mal auf seiner legendären, abgeblätterten Stratocaster spielen wolle, kriegte ich mit Ach und Krach den G-Dur Akkord hin. Ich weiß nicht mehr, wer die Idee zu einer abschließenden Jam-Session nach seinem Gig hatte, (vermutlich Peter Rüchel) jedenfalls habe ich Knockin’ On Heaven’s Door vorgeschlagen, Rory fand’s super und Frankie Miller eröffnete mit seiner Band kurz darauf einen Konzertreigen, den wir alle wohl niemals vergessen werden.
Es war überwältigend und spätestens, als wir mit Eric Burdon, David Lindley und Rory die finale Session spielten, dachte ich, dass ich das alles nur träumen würde und jeden Moment der Wecker klingelt.
Kurz nach dem Gig werden wir vor dem Rheinpanorama interviewt, Wolli hat sich die Hände blutig gespielt, alle sind total erschöpft und so richtig hat noch keiner gerafft, was sich da in den vergangenen Stunden zugetragen hat.
Am Abend des 29. August bin ich wieder in Mythilini gelandet, wo mich Carmen mit unserem Hund Blondie vom Flughafen abholte. Ich hatte jetzt noch gut zwei Wochen Zeit das alles sacken zu lassen, bevor wir schließlich unsere Rückreise antraten. Wir setzen in die Türkei über, sind über die Meerenge von Canakkale, Sofia und dem alten Autoput durchs ehemalige Jugoslawien nach Köln zurückgebrettert. Und dann ging’s eigentlich erst richtig los…?