Arnstein – Solarpark Gut Erlasee
Mit dem ICE nach Würzburg, wo Didi mich vom Bahnhof abholt. Schaffe unterwegs die erste Hälfte von Philip Roths neuem Roman „Jedermann“, nachdem ich zuhause (was selten passiert) den „Schwarm“ zu Ende gelesen habe.
Eigentlich bin ich viel zu früh in Arnstein, aber die Angelegenheit hier schien mir zu interessant, um sie mit einer zeitlichen Punktlandung abzuhaken. Schließlich spielen wir heute zur Einweihung der weltweit größten Solaranlage. Wer hätte so was vor 20 Jahren in Wackersdorf für möglich gehalten? Natürlich schlage ich die Einladung nicht aus, mit dem Hubschrauber über dieses atemberaubende Gelände zu fliegen. Ein sensationeller Ausblick, die ideale Location für ein Pink Floyd-Video. Aber im Ernst: Was würde ich darum geben, wenn der Groschen in puncto erneuerbare Energien endlich weltweit fallen würde. Aber dem stehen bekanntlich die Interessen mächtiger Lobbyisten entgegen.
Noch bevor die Band eintrifft, baue ich in den Altar zwei Berührungsreliquien der ganz besonderen Art ein. Denn ein Kölner Bekannter hat mir über Keith Richards Gitarrenroadie Johnny Starbuck den 5er Satz Saiten des Meisters besorgt, auf dem er in Berlin „Paint it black“ gespielt hatte. Außerdem ist jetzt auch noch das letzte fehlende Plektron der „heiligen drei Könige“ dort, wo es hingehört: neben Bob Dylans von der „Temples in Flames“-Tour und Ron Woods von der 99er-Tour. Die Jungs sind begeistert, ebenso unser Bodenpersonal, dem ich für den inzwischen von Reiner gepflegten Crew-Altar das Plektron von J. Starbuck stifte.
Vor uns spielen „Bosshoss“, eine Art Country-Rock-Punk-Showband, die sich in perfekt gestylter Asphaltcowboy-Aufmachung über bekannte Hits hermacht und in fröhlichster Form eine Up-Tempo Country & Western-Mucke darbietet. Wie schon der Kollege Sasha mit seinem Spaßprojekt „Dick Brave“ nehmen auch diese Herren augenzwinkernd eine amerikanische Klischeeidentität an und lassen’s krachen.
Gut gemacht, auch wenn ich mal gespannt bin, wie viele Sommer man mit so was tanzen kann. Aber das ist ja nun wirklich nicht mein Problem. Jedenfalls rocken sie ordentlich ab und das Publikum ist dadurch optimal auf uns eingestimmt.
Unsere zweieinhalb Stunden Spielzeit verfliegen wie im Zeitraffer. Denke, die Leute haben was Ordentliches für ihr Geld geboten bekommen.
Ganz zum Schluss winke ich die Bosshoss-Musikanten noch kurz entschlossen zu „Hungry Heart“ auf die Bühne. Und so entsteht ein großartiges, wenn auch ungeplantes Grande Finale.