Nijmwegen
Hubert von Goisern – Linz-Europa Tour
Gestern mit dem Regionalexpress nach Kevelaer angereist. Beim Umsteigen in Krefeld finden wir uns plötzlich in einer von Polizisten eskortierten Horde Neonazis wieder, die sich offensichtlich auf dem Weg zu einer Kundgebung befindet. Kleiderordnung: Schwarz, Springerstiefel, Kurzhaarschnitt, Nackentatoo und möglichst einprägsame martialische T-Shirt-Aufdrucke (z.B. „Todesstrafe für Kindermörder“). Wir beschließen zu warten, in welchem der beiden Wagen die Herren Rechtsradikalen Platz nehmen und besteigen dann den anderen. Sicherheitshalber.
In Kevelaer, wo heute anscheinend eine Wallfahrt mit ausschließlich indischen Pilgern stattfindet (weshalb Didi und ich zwischen Neonazis und Indern im Regionalexpress fast schon exotisch wirken) werden wir abgeholt um die letzten 15 km zur Brandner IV, dem Schiff der „Hubert-von-Goisern-Linz-Europa-Tour 07-09“, hinter uns zu bringen. Es liegt in Wannsum, einem winzigen ostholländischen Örtchen mit Yachthafen. Hier findet dann am Abend das Konzert statt. Hubert stellt uns Crew, Besatzung und Schiffspersonal vor. Wir grooven uns ein, beziehen in einem der Container ein Räumchen mit Etagenbetten, essen zu Abend und schauen uns die Show an.
Leider verhält sich das holländische Publikum (offensichtlich der Freundeskreis der doch eher amateurhaften lokalen Vorgruppe sowie die gesamte Dorfbevölkerung) ebenso laut wie ignorant, so dass das einzig Positive des Abends die phantastisch eingespielt Band von Hubert bleibt.
Mehr als eine öffentliche Gratisprobe war das nicht. Muss zwischendurch an ähnlich sinnlose Warm-Up-Gigs Marke Lissendorf denken, bei denen definitiv null Erkenntnisse in Sachen Setlisten-Zusammenstellung gemacht werden konnten, weil die Hälfte des Publikums sich im Kampftrinken übte.
Dementsprechend keine rauschende Ballnacht nach der Show (auch wetterbedingt) und heute morgen dann erst mal dem Harndrang gehorchend durch den Regen zum Häuserl. Das muss man mögen.
Mittags legen wir dann ab und es geht u.a. durch eine Schleuse gemütlich bis kurz vor Nijmwegen. Unterwegs proben wir „Rita“ und „Weisste noch“, zwei Songs, die ich in Köln gemeinsam mit Hubert in seinem Set spielen könnte. Nachts ab 10:00 Uhr läuft dann im bordeigenen Open-Air-Kino Werner Herzogs „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski, einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Auch wenn ich am Ende friere wie ein Schneider, kann ich mir außer dem Amazonas selbst kaum eine gelungenere location zum Schauen dieses Film vorstellen, als Huberts Schiff. Denn es muss ja (auch) über diverse, vor allem bürokratische Hürden.