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Pader, Pader Hotel /Uganda

Obwohl es natürlich nicht leicht fällt, sich von diesem Tierparadies zu verabschieden, verlassen wir die Halbinsel zwischen Victoriasee, Albertsee und Albertnil nach dem Frühstück, um uns auf den Weg in den Pader-District zu machen. Kleine Pause in „Dianas Garden“ in Gulu und ab hier über die erwartet holprige Piste, weitere zweieinhalb Stunden wilder Galopp bis zum eigentlichen Ziel unserer Reise. Das Hotel in dieser Distrikthauptstadt, die mich stark an das Gulu von 2004 erinnert, ist in einem besseren Zustand als befürchtet, überhaupt sieht man in sämtlichen Ansiedlungen entlang unserer Strecke rege Bautätigkeit. Anscheinend tut sich was. Die Menschen verlassen nach und nach die I.D.P-Camps (Internal Displaced Persons), obwohl der Friedensvertrag mit „Konys „Lords Resistance Army“ immer noch nicht unterzeichnet ist. Aber das W.F.P. (World Food Programme) kündigt an, demnächst die Nahrungsmittelieferungen zunächst zu drosseln und dann ganz zu stoppen, was natürlich besonders grauenhaft für traumatisierte Menschen ist, die nicht in ihre Dörfer zurück wollen, weil sie dort Furchtbares erlebt haben. Andererseits kann es sich ein armes Land auf Dauer nicht leisten, eine Million unproduktive Menschen durchzufüttern, wenn sich die Weltgemeinschaft nicht mehr um sie kümmert.

Ebenso ein Dilemma wie die Frage, ob Kony im Fall einer Friedensvertragsunterzeichnung Straffreiheit zugesichert, oder der Haftbefehl des internationalen Gerichtshofs in Den Haag aufrecht erhalten werden soll. Eine schwere Frage, über deren Beantwortung ich hoffentlich bis einschließlich Freitag noch Wissenswertes in Erfahrung bringen kann. Der einzige Tagesordnungspunkt heute ist – mit der inzwischen eingeflogenen Journalistenmeute gemeinsam – ein Besuch der „Girls Akademie“, in der wir siebzehn minderjährige, ledige Mütter aus unserer Klientel eingliedern konnten. Die meisten dieser Mädchen sind Vergewaltigungsopfer, aber es ist schön zu sehen, wie viel Hoffnung und Lebensfreude die Schülerinnen allesamt ausstrahlen. Kein Vergleich zu den beiden eben aus dem Busch zurückgekehrten Mädchen, die mir an meinem ersten Tag im Reception-Center in Gulu im August 2004 von Michael Oruni vorgestellt wurden. Sie leben hier mit ihren Babies, können die Primary School besuchen und , eher ihrem Alter entsprechend, die Berufsschule, in der sie zu Bäckerinnen und Schneiderinnen ausgebildet werden. Zum Budget trägt erfreulicherweise bei, dass ihre Backwaren nicht nur für den Eigenbedarf sind, sondern auch vor Ort verkauft werden. Die Schneiderinnen produzieren Schuluniformen, Blusen, Röcke und Pullover, die ebenfalls garantiert Absatz finden. Zum Abschluss unseres Besuchs natürlich auch die obligatorische Veranstaltung, auf der Ansprachen gehalten werden, für uns getanzt und gesungen wird. Revanchiere mich mit „Für ne Moment“, was vor allem zu einem großen Erfolg gerät, weil Hellmän, Steffen und die restlichen Muzungus dazu die Hüften schwingen und versuchen, den Takt zu klatschen. Ein durchaus ausbaufähiger Programmpunkt. Soll im übrigen keiner behaupten, wir hätten den diesjährigen Rosenmontag nicht gebührend gefeiert.

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