Köln
Sonntagmorgen kurz nach 8:00 MEZ betrete ich bayerischen Boden. Unser Haus (inkl. Garten) ist anlässlich Tinas gestrigem Geburtstag in eine Oktoberfestfiliale umgestaltet. Alles liegt in den Federn, meine Rückkehr aus dem Paralleluniversum bleibt bis zum verspäteten Frühstück unbemerkt. Zeit genug für Wäsche sortieren und Körperpflege meinerseits. Verbringe den Resttag in einer Art Dämmerzustand auf der Couch bei dem Versuch, die drei Sonntagspiele auf Sky zu verfolgen. Nicke immer wieder weg, das einzige was vom heutigen Spieltag übrigbleiben wird, ist Frank Rosts (HSV-Torwart) launige Bemerkung angesichts all der deeskalierenden Maßnahmen im Vorfeld des Hamburger Lokalderbys: „Hätte nur noch gefehlt, dass beide Mannschaften in rosa Röckchen eingelaufen wären.“
Mittwochabend Probe mit Klaus der Geiger und dem Salonorchester für eine Veranstaltung am Samstag in der Turnhalle der Grundschule Zwirnerstraße und am Donnerstagvormittag hole ich Oliver am Bahnhof ab, um mit ihm in den kommenden Tagen die letzte Interview-Session fürs Buch zu machen. Anfangs können wir noch im Garten sitzen, damit ist das Freitag Schuss. Abends zum Spiel gegen Hoffenheim, mal ausnahmsweise keine Klatsche. Die vorige (0 : 4 im vorigen November) hat übrigens zu einem Song auf dem kommenden Album geführt.
Die Samstag-Session gerät etwas kürzer, weil um 18:00 die Veranstaltung in meiner alten Schule anfängt. Unglaubliches Gefühl hier nach fünfzig Jahren wieder die Treppen hochzusteigen. Was einem da alles einfällt: Der Kreidestrich, der den Jungen- vom Mädchenschulhof trennte, Namen von Lehrern, natürlich auch die Geschichte von meinem Kumpel Frank Pullem und dem Lehrer Flügel. An der Stelle, wo damals (Ostern 1957) am Tag meiner Einschulung das Klassenfoto aufgenommen wurde, steht jetzt eine Außentreppe zur Turnhalle. In dieser also ein Konzert, das ein wenig Reklame für die Zwirnerstraße machen soll, weil ihr als integrative Schule in einem sogenannten Brennpunkt – nebenan das ehemalige Stollwerck-Gelände mit überdurchschnittlichem „Migrantenhintergrundanteil“ – die Einschulungswilligen abhanden kommen. Klaus hat mit den Lehrern und dem Schulchor einen unglaublich stimmigen Abend vorbereitet. Mein Part besteht aus dem Vorlesen der ersten anderthalb Seiten aus „Auskunft“, „Für `ne Moment“, (was so langsam zur Allzweckwaffe wird), „Pänz, Pänz, Pänz“ (mit dem Schulchor) und nach fünfzehn Jahren zum ersten Mal wieder „Nie met Aljebra“, weil da die „Schull ahm Hafen“ prominent besungen wird. Auch erwähnenswert, dass eine der verantwortlichen Lehrerinnen jene Ulli ist, die 1982 bereits in dem Streichquartett mitgespielt hat, das uns „Du kanns zaubre“ veredelt hat (im Original-Booklet die mit dem Zylinder).
Der Sonntag besteht dann noch mal aus einer ausführlichen Gesprächs-Session fürs Buch und einem abendlichen Abstecher nach Bonn zum Hellmän, um ihm etwas ausführlicher als das hier im Logbuch möglich ist, von unserem Afrika-Tripp zu berichten.