Montag, 7. April 2014 – CH-Zürich/Volkshaus
Morgens um 10:00 bin ich mit Jürgens Frau Isabel auf dem Schulhof des Markgrafen-Gymnasiums in KA-Durlach verabredet. Es geht um die, mir angetragene Patenschaft für eine „Schule ohne Rassismus“. Heute findet hier vor ca. 1000 Schülern bei herrlichem Wetter eine kleine diesbezügliche Feierstunde statt. Natürlich hat Isabel, die hier als Lehrerin arbeitet das alles eingefädelt und ich bin erstaunt, wie aufmerksam sich die Kids verhalten. Nachdem die Schul-Bigband gespielt hat, folgt eine Ansprache des Direktors und ich werde von zwei Schülerinnen zum Thema befragt Besonders bewegend für mich, wie ein Mädchen den, ins Hochdeutsche übersetzten Text von „Arsch huh“ rezitiert. Das macht sie sehr professionell, sehe mich förmlich in der Bäckerei Brochmann stehend, neben mir der sprücheklopfende Kerl im Blaumann, meinen Einsatz verpassend. Hoffe wirklich, dass diese „Schulen gegen Rassismus“ es tatsächlich schaffen, ein politisches Bewusstsein bzw. ein Interesse an Politik bei den Jugendlichen zu bewirken, denn Demokratie funktioniert nur mit Leuten, die sich auf dem Laufenden halten. In einer reizüberfluteten Zeit ist es garnicht so einfach, sich nicht zum manipulierbaren Stimmvieh zu entwickeln, das letztlich dann doch alles resigniert hinnimmt. Bin sehr gespannt auf die Wahlbeteiligung bei der anstehenden Europawahl. Es wäre jedenfalls furchtbar, wenn wir die Lösung der Probleme einer globalisierten Welt den Stammtisch-Politikern überlassen würden. Danach brechen wir nach Zürich auf, wo heute unsere Europa-Tour startet und auch schon direkt wieder endet: Tourauftakt, Bergfest und Abschlusskonzert alles in einem.. Äusserst ökonomisch geplant und umgesetzt. Da das Volkshaus nicht direkt im Zentrum liegt reicht es diesmal nicht für einen Stadtbummel, lediglich ein kleiner „Rock around the Häuserblock“ lässt sich möglich machen. Soundcheck aufgrund von Lärm-Bestimmungen erst verspätet. Wir spielen lediglich die üblichen Soundcheck-Songs durch ohne an irgendwelchen neuen Versionen, bisher auf dieser Tour noch nicht gespielten Liedern zu arbeiten. Noch vor dem Konzert treffen wir die ersten Freunde und Bekannten, die hier leben, wie z. B. Erwin Bach, „dä kölsche Jung“ den es mit seiner Tina an den Zürichsee verschlagen hat. Auch Ollie Bach (nicht verwandt oder verschwägert) lebt inzwischen mit Frau und Tochter aus zweiter Ehe in Zürich. Wolfgang Jung, „unser“ dpa-Korrespondent in Moskau ist gerade in der Stadt und überbringt mir Grüße vom „Brigade-S“-Sänger, mit dem wir im Sommer ´89 in der UdSSR auf Tour waren. Erfreulicherweise ist der Mann immer noch in Sachen Musik auf Achse. Irgendwie kommt mir das Volkshaus heute so vor, als wäre ich nachhause gekommen. Auf der Extratour im vergangenen Frühsommer hatten wir ausnahmsweise mal nicht hier gespielt und es hatte was gefehlt. Schließlich ist das Volkshaus seit 32 Jahren die Lokation, in der wir uns immer am besten aufgehoben gefühlt haben. Aber noch nie haben wir ein Programm gespielt, dass dermaßen gut hier reinpasst wie das aktuelle. Anscheinend sehen die Leute das genauso. Rhani ist völlig verblüfft, dass man in der Schweiz an den entsprechenden Stellen genauso auf Kölsch mitsingt wie im Rheinland. Wen wir vermutlich alle nicht vergessen werden, ist der Typ, der im eigentlich heiligsten Moment des ganzen Abends, nämlich beim Ausklingen von „Sendeschluss“, wo man normalerweise eine Stecknadel fallen hören würde, „ANNA, ANNA“ brüllt. Vielleicht ist das ja ein unüberhörbares Zeichen dafür, das wir uns diesen Song dann doch nochmal vornehmen sollten. Nach der Show freue ich mich, endlich mal wieder Gaby Wyss zu treffen, von der ich auf sämtlichen Radio-, Presse- und TV-Promotouren seit 1982 in der Schweiz betreut wurde.