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Frankfurt – Batschkapp

7. Come Together Festival

Von Bad Nauheim nach Frankfurt ist es nur ein Katzensprung, trotzdem geht es ins Paralleluniversum: Vom Kurhotel in einen der urigsten und gestandensten Rock’n’Roll-Schuppen des Landes.

Seit meiner „Immer weiter“-Lesung vor ca. 2 Jahren bin ich nicht mehr hier gewesen. Bei unserer viel zu frühen Ankunft dünstet der Laden noch die Strapazen der vergangenen Nacht aus. Die angelieferte Projektionswand ist etwa doppelt so groß wie sie sein dürfte, und die netten Leute von der Batschkapp-Crew mühen sich aufopferungsvoll mit dem Teil ab bis sie einsehen, dass eine kleinere her muss.

Von den Satisfactory-Leuten vor und mit denen ich heute Abend hier auftreten werde, ist auch noch keiner am Start: Somit beschließe ich, mich mittels S-Bahn in die City zu begeben. Meine Ratlosigkeit vor den hiesigen Ticketautomaten (nur auf dem Bahnsteig und nicht wie in Köln in der Bahn selbst!) ist dermaßen offensichtlich, dass mir nette Frankfurter mit Rat und Tat zur Seite eilen und ich sowohl heil wie auch pünktlich zum Soundcheck zurück bin.

Das 7. Come Together Festival wird wie seine sechs Vorläufer von der Behindertenhilfe Hessen organisiert und bringt äußerst erfolgreich behinderte mit nicht behinderten Musikern zusammen. Die Band „Satisfactory“ ist ebenso zusammengesetzt und präsentiert bei ihren Veranstaltungen jeweils einen überregional bekannten Gast bzw. eine ganze Band (Konstantin Wecker, Virginia Jetzt, Wir sind Helden, Badesalz u.v.a.), deren Programme dann jeweils nahtlos in das von „Satisfactory“ übergehen.

Leicht problematisch ist heute die Tatsche, dass das restlos ausverkaufte Auditorium unbestuhlt ist und ich demnach zum ersten Mal gezwungen bin, das Chronicles-Programm vor stehendem und von daher naturgemäß unruhigerem Publikum darzubieten. Aber zu einem wirklichen Problem wird das nicht, denn die ganze Grundatmosphäre ist von vorne herein äußerst freundschaftlich. Von daher ist es auch keine große Sache, dass sich mitten im ersten Song meine Gitarre verabschiedet. Offensichtlich ein Buchsenwackelkontakt. Gut, dass ich eine Ersatzklampfe bereit stehen habe.

Lese die Chronicles-Passagen heute etwas „märchenonkelhaft“ pointierter als üblich. Vor allem lauter, weil sich zu allem Übel auch noch das hiesige Ansteckmikrophon als heikel erweist. Irgendwie macht das alles aber rein gar nichts. Im Gegenteil: nach „Man in the long black coat“ hole ich die Band auf die Bühne und wir singen vor meinem Abgang gemeinsam „Like a rolling stone“.

Es folgt ein beeindruckendes Rock’n’Roll-Konzert ohne jeglichen Anflug von Betroffenheitspathos. Das ist vor allem der hauptamtlichen Rodgau Monotones-Sängerin Kerstin Pfau zu verdanken. Bewundernswert, mit welcher Power, Liebe und Einfühlsamkeit sie die Kapelle durchs Nadelöhr bringt und nebenbei singt, als sei Janis Joplin wieder auferstanden. Zur Zugabe (Honky Tonk Women) komme ich schließlich noch einmal dazu.

Ein beeindruckender Abend geht zu Ende. Mir unvergessen bleibt der autistische Percussionist, dem ich beim Soundcheck gezeigt hatte, wie das mit der Kuhglocke bei diesem Song läuft. Auch spät nachts erwischt er instinktiv sämtliche Off-Beats; als hätte er schon seinerzeit die Original-Version der Stones veredelt.

Auch wenn man das nicht mehr wirklich beweisen muss – heute habe ich ein weiteres Mal erleben dürfen, wie Musik Schranken abbauen und Menschen miteinander verbinden kann.

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