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Freitag, 13. Mai 2011 – Friedrichshafen, Bahnhof Fischbach

Von Lörrach nach Friedrichshafen führt die direkteste Route durch rechtsrheinisches schweizerisches Territorium. Eine vielbenutzte Strecke, obwohl man Gefahr läuft, da die Schweiz ja nicht zum Schengener Raum gehört, an den Grenzen ausführlich gefilzt zu werden. Gestern waren wir reif. Rechts rausfahren, in eine Garage, Rolltor runter, einzeln Hosen- und Jackentaschen entleeren, abtasten, lediglich eine Leibesvisitation bleibt uns erspart. Alles in Ordnung soweit, nur die Vorstellung, wie man sich wohl bei sowas unter totalitären Bedingungen fühlt, ist beklemmend. Zufälligerweise hatte ich noch vorigen Sonntagmorgen eine TV-Dokumentation über die Zusammenarbeit der Schweizer Grenzbehörden mit dem NS-Regime gesehen.
Vom Hotel Maier in Fischbach wie gewohnt am Off-Tag mit dem Zug in die Stadt, Käffchen auf der Uferpromenade, Abendessen und danach per Taxi in ein Programmkino namens „Studio 17“, das von einer Kulturinitiative in einem Gebäude einer entlegenen ehemaligen Kaserne betrieben wird. Hier schaffen Oliver und ich es tatsächlich, „The King’s Speech“ (OmU) zu sehen. Hatte ich es mir eigentlich schon abgeschminkt, komme definitiv zu selten ins Kino. In der Tat blamabel, wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der ich das einmal pro Woche mit meinen Söhnen geschafft habe. Kann eigentlich überhaupt nicht mehr mitreden. Insofern bin ich natürlich froh, mit diesem Film keine Zeit verplempert zu haben. Im Gegenteil: Großartiger Film, tolle Schauspieler, eine berührende Geschichte unkitschig erzählt. Kann man jeden reinschicken, sogar Menschen, die sich ausschließlich Filme mit Happy End ansehen, weil „… die Realität ja schließlich schon schlimm genug ist.“ Richtig süß, was uns danach passiert, denn weit und breit ist kein Taxi aufzutreiben, weshalb sich eine Clique älterer Damen unserer erbarmt und eine von ihnen uns zum Hotel chauffiert (wofür die vun mir e paar Freikäätcher kräät).
Heute, am Freitag den 13., nochmal in die Stadt, ist einfach zu verlockend, sich hier mit der Zeitung ins Ufercafé zu setzen und die angenehmeren Seiten des Touralltags zu genießen (wobei die unangenehmeren Seiten auf dieser Reise eindeutig in der Minderheit sind). Schon das dritte Mal, dass ich hier in diesem Bahnhof Fischbach spiele, der zu „Chronicles“ in mein Leben trat und im vorigen März Anne, Rhani und mich zu Gast hatte. Komme mir fast schon blöde dabei vor, aber es ist nun mal so: Es ist unfassbar, wie schnell die Zeit verfliegt. Damals, vor der „Chronicles“-Lesung, hatte ich Oliver in der Garderobe den noch brandneuen Song „Frankie un er“ vorgespielt. Kommt mir vor, als ob das gerade mal gestern gewesen wäre. Zur heutigen Veranstaltung kann ich nichts großartig Neues vermelden. Alles funktioniert prächtig, schade, dass wir morgen in Memmingen fürs Erste mit diesen Gigs durch sind, obwohl ich mich natürlich riesig auf die Band freue. Zwei abenteuerliche Wochen stehen bevor.

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