Greatest Hits-Tour / 14. – 16. März
16.März, Leipzig, Haus Auensee
Vor der dann doch frühen Abfahrt um 10.30 Uhr noch ein Termin mit Susanne Anger von „Gemeinsam für Afrika“. Dann ab im Tiefflug nach Leipzig, wo auf der Buchmesse bei Hoffmann und Campe mein Text-Buch vom Stapel läuft.
Bin sehr zufrieden mit dem Teil. Oliver Kobold hat einen unfassbaren Job gemacht. Mal abgesehen von der riesigen Konzentrations- und Geduldsarbeit, die kölschen Texte in ihrer Schreibweise zu vereinheitlichen und ins Hochdeutsche zu übertragen, gefallen mir die kompetenten Einführungen zu den jeweiligen Alben sehr gut.
Diverse Interviews über das Buch, eine Signierstunde in der Messebuchhandlung und dann flugs zum Soundcheck ins „Haus Auensee“, wo wir uns vor allem „Zaubre“ widmen.
Bis zum Konzertbeginn verwenden wir dann vor allem größtes Augenmerk auf die uns inzwischen bekannten drei Klimazonen dieses Venues, damit wir uns bei diesen Temperaturschwankungen keine Grippe holen. Es folgt eine absolut perfekte Show, mit der Erkenntnis, dass „Zaubre“ jetzt optimal untergebracht ist.
Wir sind in der Umlaufbahn angekommen, so kann es weitergehen.
15. März, Berlin, Tempodrom
Wir haben uns diesmal für das Tempodrom entschieden, auch wenn hier eine schlechtere Akustik als in der Columbiahalle vorherrscht. Aber im Gegensatz zur Columbiahalle verfügt das Tempodrom über einen sinnvollen Prozentsatz an Sitzplätzen, so dass wir den diesbezüglichen Fanwünschen entgegenkommen können.
Ansonsten hat der Architekt des Tempodroms den Grundsatz „Form follows function“ massiv ignoriert. Gut gemeint ist halt leider oft das Gegenteil von Kunst. Man hat sich wirklich keinen Gefallen damit getan, das altehrwürdige Tempodrom-Zirkuszelt in Betonbauweise nachzuempfinden.
Nichtsdestotrotz: Es ist schwer was los heute. Reichlich Gäste: Henning (wie schon in Köln), Nino Skrotzki von „Virginia Jetzt“, Meret Becker und natürlich Anne de Wolff, „unsere“ von Rosenstolz ausgeliehene Geigerin, die heute wie auch Micha ein Heimspiel hat. Es gibt also reichlich zu proben – unter Beobachtung unendlich vieler Kamerateams und Pressefotografen und immer wieder unterbrochen von unabwendbaren Kurzinterviews. Was aber kein wirkliches Problem ist, alle Beteiligten sind entspannt. Man freut sich auf den Tourstart. Leider schafft es Effjott Krüger dann doch nicht, mitzuspielen. „Ich steh auf Berlin“ mit ihm und Meret Becker wäre schon ein ziemliches Bonbon gewesen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Das leicht umgestellte und ausgedünnte Programm läuft ganz gut, nur was „Zaubre“ betrifft, müssen wir noch mal nachdenken. Abgesehen davon, dass wir uns mit dem Song heute unüberhörbar ins Kiesbett begeben haben, ist die von uns heiß geliebte neue Version nicht die optimale Konzertversion. Denke darüber nach, den Song ins Unplugged-Set zu verpflanzen.
Nach der Show noch eine Backstage-Party mit unendlich vielen Berliner Freunden und Bekannten. Wim und Donata Wenders schwirren gerade durch die Weltgeschichte, aber der Rest des Wenders-Clans ist zur Stelle. Fast der komplette Pressetross der Afrika-Staatbesuche mit dem Bundespräsidenten ist gekommen. Er selbst schreibt uns einen äußerst lieben Brief, in dem er bedauert, dass er heute selbst Gastgeber eines Kabarett-Abends zur kulturellen Wiedereröffnung von Schloss Bellevue ist und nicht kommen kann.
Nur schwer gelingt es mir, mich um zwei Uhr morgens abzuseilen, aber die Vernunft siegt. Schließlich wird die erste Tourwoche bei gleich bleibender Schlagzahl ablaufen. Im Hotelbett fällt mir auf, dass ich nach meinem Frühstück in Lüneburg nicht mehr dazu gekommen bin, etwas zu essen.
Egal., dafür ist jetzt Otto Sander – Merets Vater – ein neuer BAP-Fan und ihr Bruder Ben hat uns über Handy aus einer Münchner Hotelbar ein Ständchen zum 30sten Jubiläum gesungen. Alles gut gegangen.
14. März, Dienstag, Lüneburg, Vamos
Vor dem eigentlichen Tourstart in Berlin heute noch eine Generalprobe für Crew und Band in diesem äußerst gelungenen Club in Lüneburg. Nette ambitionierte Leute, die diese „Vamos-Kulturhalle“ betreiben, in die ungefähr 1300 Leute passen. Es ist tatsächlich 15 Jahre her, dass wir in Lüneburg gespielt haben. Damals fing in der Nacht vor unserem Gig der erste Irak-Krieg an und dementsprechend war dann auch das Konzert im Rahmen der X für e’U-Clubtour. Völlig übermüdet und besorgt über die Konsequenzen dieses Krieges hatten wir damals einen ziemlich grottigen Auftritt hingelegt, von dem es aber seitens des geneigten Publikums keinerlei negative Erinnerung gibt.
Nachdem wir (gestern schon angereist) ab Mittag einen zügigen Durchlauf gespielt haben, klappt im Verlauf des Konzertes fast alles. Keinerlei Verirrungen, nur die schnellen Übergänge von Song zu Song lassen noch zu wünschen übrig. Auch unwesentliche Korrekturen in Sachen Licht sind noch zu besprechen.
Wichtigste Erkenntnis für mich: Das Set ist definitiv zu lang, werde wohl noch am Programm basteln müssen. Denn durchschnittlich 5 Shows back to back von je 3 Stunden und 20 Minuten überfordern auch den motiviertesten Kollegen in Band und Crew. Abgesehen davon habe ich auch den Eindruck, dass eine gewisse Straffung der Gesamtdramaturgie des Abends zu Gute kommen würde. Aber der morgige Tourstart wird ja sowieso noch unter „Ausnahmezustand“ fallen, erst ab Leipzig werden wir in „Normalbetrieb“ verfallen.