Karlsruhe – Europahalle
Ein weiteres Heimspiel für Jürgen, der in Köln geboren, in Frankfurt aufgewachsen, schließlich hier in Durlach gelandet ist. Die Wege dieser „Multifunktionshalle“ erinnern natürlich auch heute wieder heftig an die legendäre Stelle im „Spinal Tap“-Film, in der diese Hard Rock-Band im entsprechenden Bühnenornat durch die Katakomben einer Halle irrt, zum wiederholten Male ein und denselben Hausmeister nach dem Weg zur Bühne fragt und dann jedes Mal schlachtrufartig „Cleveland!!“ oder „..Rock’n’Roll!!“ brüllt.
Leider gibt es keine Möglichkeit, das FC-Spiel gegen Gladbach auf Premiere zu verfolgen und unsere „Cleveland-Halle“ liegt zu weit außerhalb, als das es Sinn machen würde, nach einer Sportsbar zu forschen. Lassen uns somit lediglich während des Soundchecks per Internet in Sachen Zwischenstände auf dem Laufenden halten. Ganz schön viele Fußball-Wimpel haben sich inzwischen vor Reiners Monitorpult angesammelt, ein eindeutiger Beweis für die gelungene multikulturelle Durchmischung unserer Entourage. (Bleibt nur zu hoffen, dass nicht irgendwann ein Leverkusener Truckfahrer ins Spiel kommt!!)
Beim Konzert funktioniert „Souvenirs“ dann tatsächlich optimal an der Position hinter „Bahnhofskino“, womit die Ideallinie steht. Ab jetzt also nur noch Luxusprobleme, wie beispielsweise das der großartigen Unplugged-Version von „Kron oder Turban“. Was käme dafür auf die Reservebank?
Überhaupt eine nahezu perfekte Show, bis auf meine kleine Unaufmerksamkeit an der Stelle von „Kristallnaach“, bei der ich plötzlich an die aktuelle Situation im sudanesischen Darfur denken muss („…wo mer Minsche verdriev oder quält…“) und an die Unfähigkeit der Weltöffentlichkeit. Nach der Ausweisung der Hilfsorganisationen als Reaktion auf den Haftbefehl gegen Al Bashir bricht jetzt die Lebensmittelversorgung der ohnehin seit Jahren geschundenen Bevölkerung zusammen. Die Zeiten zu denen es wegen so was weltweit Massendemonstrationen vor den jeweiligen Botschaften gegeben hat, gehören anscheinend endgültig zur Geschichte.