Montag, 14.Oktober 2013, bis Sonntag, 27.Oktober 2013 – Köln / Tönisvorst / Berlin
Die beiden offiziellen Termine wären in diesen vierzehn Tagen das Wohnzimmerkonzert und die Buchpräsentation in der Kölner Stadtbibliothek. Ansonsten reichlich Papierkrieg und Organisiererei. Die „WDR2-Möglichmacher“ hatten mich angesprochen, ob Julian und ich nicht Lust auf ein sogenanntes Wohnzimmerkonzert hätten. Dieses würde bei der Familie Beckers in Tönisvorst bei Krefeld stattfinden. Lust hatten wir beide, bloß Julian war es nicht möglich, zum gewünschten Termin im Lande zu sein. Also spiele ich den Gig alleine. Ein Fahrer sammelt mich zuhause ein und liefert mich in Tönisvorst bei den Beckers ab. Nette Leute, die noch ein weiteres Dutzend netter Leute eingeladen haben. Es gibt was zu essen, was zu trinken, und nachdem die erste Befangenheit aufgelöst ist, hat man den Eindruck, dass man sich schon ewig kennt. Natürlich wissen Ruth und Guido mehr von mir als ich von ihnen, aber da sich die komplette Clique als Springsteen-Fans outet, weiß ich unmittelbar Bescheid. Es gibt die eine oder andere Live-Schalte, aber das tut der Gemütlichkeit keinen Abbruch. Ich spiele ein paar Songs aus dem Solo-Album, die man ohne zweite Gitarre spielen kann, den einen oder anderen BAP-Song und sogar zwei Requests kann ich erfüllen: „Ruut wiess blau“ und „Wellenreiter“. Dazwischen wird heftigst geplaudert, denn es handelt sich ja weniger um eine Show als um einen imaginären Lagerfeuer-Abend. Die „After-Show-Party“ findet natürlich in der Küche statt, wo es ja bekanntlich immer am gemütlichsten ist. Bin mal gespannt, ob ich alle wiedererkenne, wenn sie demnächst in Duisburg oder in Essen im Publikum sitzen. Am Abend drauf findet seltsamerweise die Buchpräsentation in der Kölner Stadtbibliothek statt. Hatte mich im Vorfeld überhaupt nicht groß um den Termin gekümmert, erst als er näher rückte, habe ich mich gefragt, was ich denn da überhaupt tun sollte, denn das Buch ist ja längst erschienen und durch etliche Kultursendungen und Presseberichte gewandert, sodass man wirklich nicht behaupten kann, hier würde eine Katze aus dem Sack gelassen. Also habe ich mich mit Gert Scobel zwei Abende vorher abgestimmt und beschlossen, dass es für jedes der vier Kapitel eine Gesprächsrunde, eine gelesene Textpassage und ein Lied geben sollte. Also spiele ich „Für ‘ne Moment“ , „Hundertmohl“, „Krohn oder Turban“ und „Zosamme alt“. Eine absolut gelungene Veranstaltung, was natürlich auch an Gert liegt, der sich wie immer auf seine Rolle perfekt vorbereitet hat. Nach längerer Zeit taucht auch Oliver mal wieder in Köln auf, denn die Endphase des Lektorats von „Zugabe“ hatte sich schon arg mit seiner mündlichen Promotion überschnitten. Anschließend gibt es beim „Spitz“ einen langen Tisch, sodass wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen können.
Montag, den 21.Oktober, verabreden Isis und ich uns mit „Gentleman“ um auch endlich mal wieder den FC im Stadion erleben zu können. Auch das war in den vergangenen Monaten leicht ins Planungs-Aus geraten. Das Spiel gegen die Löwen endet zwar torlos, aber immerhin hat man die Tabellenführung verteidigt. Das Gespann Stöger/Schmadtke scheint sich als Glücksgriff zu erweisen. Anscheinend bringen die beiden die nötige Ruhe ins hektische Umfeld, aber da wird erst Klarheit drüber herrschen, wenn wir mal wieder drei vier Spiele hintereinander verloren haben. Wenn dann „höösch“ weitergearbeitet würde, wäre die wohl wichtigste Grundlage für einen Wiederaufstieg gelegt. Bis jetzt steht lediglich fest, dass der Trainer diese junge Mannschaft gut einstellt und Schmadtke selbige mit den zur Verfügung stehenden Mitteln optimal verstärkt hat, aber das ist ja nun auch mal nicht ganz unwichtig.
Dienstagnachmittag Pressekonferenz im Historischen Archiv der Stadt Köln in Sachen Sporthallen-Kalender, der als Benefiz-Aktion Geld einspielen soll, um beschädigte Dokumente zu restaurieren. Unter anderem enthält der Kalender eine Reproduktion unseres Pik-Sibbe-Plakats.
Mittwochs wird unsere Tochter Jojo achtzehn, dementsprechend die Feierlichkeiten im Hause N.
Am Donnerstag treffe ich mich mit Reinhold Neven-Dumont, um den Böll-Abend am kommenden Dienstag durchzusprechen.
Freitagmittag fliege ich nach Berlin, wohin Tina und Jojo bereits gestern vorgefahren sind, um diverse Möbel in Isis Studentenzimmer zu transferieren. Treffe mich mit Florian von Universal, weil es einiges durchzusprechen gibt. Danach in der „Schwalbe“ am Prenzlauer Berg gibt es weitere drei Punkte für den Tabellenführer. Bin hocherfreut, die Jungs von der „Sektion Westpolen e.V.“ wiederzusehen, die mich im Rahmen unseres letzten Konzerts hier zum Ehrenmitglied ernannt haben. Die entsprechende Urkunde hängt bei uns zu Hause im Treppenhaus.
Am Samstagnachmittag treffe ich Wim in einem Schnittstudio in der Gipsstrasse, wo er seinen neuen Film schneidet, obwohl im Winter noch einige Winterszenen in Kanada nachgedreht werden. Gut, ihn gesund zu treffen, denn bei meiner Echo-Verleihung war er nicht unbedingt in bester Verfassung. Wir schauen uns auf Sky das Spiel der Bayern gegen Hertha BSC an, obwohl das Ruhr-Derby ja eigentlich interessanter gewesen wäre. Aber wir sind ja schließlich in Berlin und in diesem Schnittstudio werden sowieso paradoxerweise immer ausschließlich die Spiele der Bayern eingeschaltet, was wohl daran liegt, dass der Betreiber ein Bayer ist. Egal, Hauptsache ich habe den Wim getroffen, der mir dann auch nur Erfreuliches vom gestrigen Dylan-Konzert berichten konnte. Ein Vergnügen, welches mir zu diesem Zeitpunkt noch bevorstand. Abends also mit Tina ins Tempodrom, wo wir tausend Bekannte treffen. Unter anderem Danny Dziuk und Markus Feldenkirchen, der am 14.November in der NRW-Landesvertretung eine ähnliche Veranstaltung wie die in der Kölner Stadtbibliothek moderieren wird. Der Meister selbst hat mal wieder einen recht schweigsamen Abend erwischt, weder eine Begrüßung noch eine Verabschiedung kommt über seine Lippen, geschweige denn eine Band-Vorstellung. Ihm ist halt nicht danach!! Jedenfalls kann ihm keiner vorwerfen, er hätte sich beim Publikum eingeschleimt, auch nicht was die Song-Auswahl betrifft. Für Liesjen Müller waren lediglich die beiden Zugaben-Songs dabei: „All along the Watchtower“ und „Blowin in the Wind“. Ansonsten bestand die Setlist hauptsächlich aus Liedern aus der zweiten Reihe, beziehungsweise Songs vom neuen Album. Ich persönlich habe mich natürlich riesig darüber gefreut, dass er „Scarlet Town“ gespielt hat, mein Lieblingslied vom „Tempest“-Album, mit dem ich ja auch mein neues Buch abschließe.
Sonntagmittags machen Jojo, Tina und ich uns auf den Sieben-Stunden-Ritt nach Köln, wo wir dann durch einen Anruf unseres Drummers erfahren, dass Lou Reed im Alter von 71 Jahren vermutlich an den Folgen einer Lebertransplantation gestorben ist. Noch im vorletzten Sommer hatte ich ihn auf dem Bonner „Kunst/Rasen“ erlebt und dabei gedacht hatte, dass in den siebziger Jahren wohl keiner gewettet hätte, ihn noch mit 70 auf der Bühne zu erwischen. Einmal hatte ich ihn sogar persönlich getroffen und zwar als Julian Schnabel seine große Ausstellung im Frankfurter Städel eröffnet hatte. „Stemmp schon, die Ennschläch kumme nöher..“. Wunderbar übrigens das Album „Songs für Drella“ für das er sich noch einmal mit John Cale zusammengefunden hat um Andy Warhol zu ehren. Zustande gekommen war dieses Album durch die Vermittlung von Julian Schnabel.