Pajule, Pader District, Uganda
Genaugenommen heute die Wiederholung der gestrigen Zeremonie, an der „Pajule Technical School“. Die Ausgangssituation beider Einrichtungen ist nahezu die gleiche: Beide wurden Anfang der Achtziger Jahre gegründet, dienten während der Zeit der Entführungen von 1994 bis 2006 als Night-Shelter für die Kinder aus der Umgebung, wurden teilweise von der LRA zerstört und brauchten dringend neue Schlafsaal-Gebäude, denn viele Schüler kommen jetzt von weit her und waren die ganze Zeit über gezwungen, in den Unterrichtsräumen zu übernachten, wenn sie nicht zweimal am Tag unzumutbare Distanzen zurücklegen wollten: Die heutige Einweihungsfeier ähnelt wie gesagt der gestrigen, nur dass die Ansprachen erheblich kürzer ausfallen, man hat offensichtlich verstanden. Vor allem der Unfug mit den Wunschlisten entfällt weitgehend und wenn etwas in diese Richtung gesagt wird, fällt es deutlich realistischer aus als noch in Kalongo.
Auf dem anschließenden Weg nach Gulu fällt uns erneut auf, was wir hier im Norden schon seit Montag beobachten: Die Leute gehen langsam tatsächlich in ihre Dörfer zurück. Man sieht es an der regen Bautätigkeit, den vielen neugedeckten Rietdächern der traditionellen Rundhütten, wie auch am Fahrrad- und Fußgängerverkehr außerhalb der Lager, weit entfernt vom Schutz der Gemeinschaft. Die florierendste Geschäftsbranche scheint mir neben dem Holzkohle-Handel der mit dem Material zum Decken der Hütten zu sein. Kann mich noch gut an Zeiten und Gegenden erinnern, wo die Branche der Sargschreiner diesbezüglich am weitesten vorne lag. Kommen im Laufe des Nachmittags in Gulu an, beziehen unsere Zimmer im Acholi Inn und zeigen den mitgereisten Journalisten danach das hiesige Reception-Center, wo für mich persönlich vor viereinhalb Jahren ja alles anfing. Vorgestern sind fünf, der LRA im Ostkongo entkommene Jugendliche hier angekommen, die aber selbstredend noch nicht in der Verfassung sind, uns ihre Geschichte zu erzählen. Das Reception Center befindet sich seit zwei Jahren im Stand-by-Zustand und wird erst geschlossen, wenn alle Kindersoldaten nach einem hoffentlich baldigem, auch schriftlich verbrieften, Kriegsende zurück sind. Wie das zustande kommen soll, bleibt allerdings die große, noch zu beantwortende Frage.