Potsdam, Nikolaisaal
Nach dieser nicht unbedingt stressfreien Woche komme ich am Freitag endlich auch mal dazu, den enormen Papierberg zu sichten, der sich seit meinem Abflug nach Lagos im Büro angehäuft hat. Das Erfreulichste daran sind all die lieben Geburtstagsglückwünsche und Geschenke, die von überall her eingetroffen sind. So was ist wirklich nicht normal, schließlich sind wir nicht auf Tour und von einem runden Geburtstag kann man auch nicht reden. Eigentlich sollte ich ja mittlerweile daran gewöhnt sein, bin ich aber nicht. Schon irre übrigens, auf welche Ideen unsere „Unheilbaren“ so kommen. Hier alles aufzuführen ginge zu weit, jedenfalls vielen, vielen Dank dafür. Die Sause dazu machen wir dann nächsten Jahr: „Sweet little sixty“.
Samstagmittag, weil die Vulkanasche ja immer noch den Flugbetrieb lahm legt, per ICE nach Potsdam, wo ich Didi, Anne und Ulle treffe. Für heute steht lediglich noch ein gemeinsames Abendessen beim Inder auf dem Programm, Sonntagmorgen dann aber in aller Frühe Aufbau und Soundcheck für unseren Auftritt im Rahmen der Hoffbauer-Gala im großartig klingenden Nikolaisaal. Anne hatte mich gefragt, ob ich dieses Benefizkonzert mit ihr spielen würde und mir von der Hoffbauer-Stiftung erzählt. Es geht hier und heute zwar um ein Sterbehospiz, aber ausschlaggebend für meine Zusage war, dass es die Hoffbauer-Stiftung war, die der Anne vor dem Mauerfall ermöglicht hatte, im evangelischen Internat auf der Halbinsel Hermannswerder das Gymnasium zu besuchen, obwohl sie sich geweigert hatte, im Rahmen der Jugendweihe den obligatorischen „Eid auf die Freundschaft mit der Sowjetunion“ abzulegen. Eine Entscheidung, die ich wirklich bewundere, viel mehr übrigens als unsere, uns nicht zensieren zu lassen und abzureisen. Wir hatten damals nicht wirklich tagtäglich die Konsequenzen für unsere Unbeugsamkeit zu tragen, Anne schon. Nach dem Soundcheck feile ich noch ein wenig an den vier neuen Texten herum und streune bei herrlichem Frühlingswetter durch die inzwischen voll renovierte Altstadt. Dadurch, dass die erste Hälfte der Gala von jungen Talenten bestritten wird, die von der Stiftung gefödert werden, beginnt die Veranstaltung allerdings bereits um 18.00 Uhr, sodass ich bei meinem Spaziergang nicht allzu weit komme. Mit einiger Verzögerung, womit ich aber gerechnet hatte, sind wir dann an der Reihe. Wir spielen – leider ohne Rhani, der andere Verpflichtungen hat – ein ausgedünntes WN & Co.-Set, was natürlich nicht leicht ist, schließlich haben wir es heute nicht gerade mit dem BAP-kundigsten Publikum zu tun. Dafür aber mit einem sehr aufmerksamen, sodass ich mir getrost erlauben kann die Songs ausführlich anzumoderien.