Promoreise
Montag, 13. bis Samstag, 18.Oktober 2008
Eine weitere Woche in Sachen Promo. Dadurch, dass wir „Radio Pandora“ ja schon im Mai veröffentlicht haben und zwischen Veröffentlichung und Tournee logischerweise das Sommerloch unüberbrückbar war, gilt es jetzt also – quasi auf der Zielgeraden – noch einmal einen Weckruf loszulassen.
Montagmorgen Abfahrt nach Soest, weiter nach Hannover und zur Übernachtung nach Frankfurt. Hier und in Mainz dann ein randvoller Medientag (lerne endlich mal die Jahrhunderthalle kennen und frage mich, warum wir da noch nie gespielt haben) und weiter nach Stuttgart. Schön, im Mainzer Funkhaus noch Uwe Timm und Volker Schlöndorf getroffen zu haben, die parallel zu einem meiner Interviews an der Aufzeichnung von „Literatur im Foyer“ teilnahmen. Der Stuttgarter Tag ist jedenfalls dann auch auf die Minute getimed, und am Donnerstag kutschiert uns Didi erst mal nach Meersburg, wo auf einer Pressekonferenz im Rathaus bekannt gegeben wird, dass wir im kommenden Sommer hier auf dem Schlossplatz spielen.
Abends in Friedrichshafen am Bodensee dann eine Abendveranstaltung, bei der ich zwei Redakteuren der Schwäbischen Zeitung vor allem zum Thema Afrika Rede und Antwort stehe. Einen der beiden, den Herrn Beck, hatte ich Anfang des Jahres auf Köhlers Staatsbesuchen in Uganda und Ruanda kennengelernt. Und die ursprüngliche Idee war, nach der für September geplanten Einweihung des „Projekt Rebound“, dieses hier zum Hauptthema zu machen. Es wird trotzdem zu einem – wie ich finde – gelungenen Abend mit erfreulich lockerer Publikumsbeteiligung. Zum Schluss spiele ich noch ein paar Songs, und alle sind zufrieden.
Freitagmorgen der lange Ritt an den Niederrhein, wo mir in Zons (Rhein-Kreis Neuss) am Abend dann der Friedestrompreis für Verdienste um die deutschsprachige Dialektliteratur verliehen wird. Eine Auszeichnung, über die ich mich sehr freue und zu deren Verleihung ich reichlich Familie und Freunde eingeladen habe. Umso schwerer fällt es mir dann nach Oliver Kobolds erneut phantastischer Laudatio angesichts dieser Personen ungerührt eine halbwegs Kloß-im-Hals-freie Dankesrede zu halten. Zu viele Emotionen: Ich rette mich in „Für `ne Moment“ mit der Original Schlussstrophe „… doch uns Sprooch ess ahm ussstirve …“ und in weitere Songs. Bei „Frankie un er“ fliege ich dann emotional tatsächlich aus der Kurve, weil ich plötzlich Hans Heres in der Menge entdecke, der ja Vorbild für Frankie war und mit dessen Transit wir damals tatsächlich nach Zandvoort zum Krokettenfrühstück gefahren waren. Ich weiß jedenfalls plötzlich für eine Sekunde nicht mehr die Refrain-Akkorde, fange mich aber dann doch und bringe den Song leicht angezählt über die Runde.
Die mit dem Preis verbundene Summe von € 3.600 leite ich direkt an Rebound weiter und bedanke mich aus ganzem Herzen bei denen, die sich die große Mühe machen, vor allem rheinische Dialekte zu sammeln und zu konservieren: Denn es wird eine Zeit kommen, in der der Dialekt nur noch als Tonaufnahme, Film oder gedrucktes Wort existiert.
Samstagabend, zehn Minuten vor Spielende FC – Cottbus (Endstand erneut 1 :0) mit Didi und Oliver auf die Autobahn nach Essen, wo in der Lichtburg eine Gala anlässlich ihres 80. Geburtstages stattfindet. Ursprünglich hatten Wim und ich zwar geplant, gemeinsam etwas dazu beizutragen, aber da er gerade dabei ist, seinen neuen Film „Palermo Shooting“ in Nordamerika zu promoten, kriegen wir das nur mithilfe einer Filmeinspielung seines Parts hin. Ich erzähle was über unsere Dreharbeiten hier in der Lichtburg im Jahre 2000, spiele „Schluss, aus, okay“ und leite dann zu Wim über, der auf der Kinoleinwand den Faden aufnimmt. Das schönste an der Veranstaltung war für mich persönlich der Charlie Chaplin-Stummfilm „Behind the screen“, begleitet vom Essener Symphonieorchester. Dass ich das einmal live erleben durfte, war das Größte, auch wenn ich mich leicht darüber geärgert habe, dass kein einziger bekannter deutscher Filmschauspieler bzw. Regisseur zu dieser Veranstaltung eingelaufen ist. Sogar die Gilde-Filmpreise wurden lediglich an stellvertretende Produzenten oder gar an Mitarbeiter der zuständigen Verleihfirmen übergeben. Marianne Menzel und ihrem Team gegenüber hätte man sich – was das betrifft – ruhig ein bisschen mehr Mühe geben können. Letztendlich ist das auch eine Frage des Respekts und ich bin mir sicher: Wäre das heute Abend hier eine Fernsehgala gewesen, hätten sie sich mit Sicherheit alle auf dem roten Teppich gegenseitig auf den Füßen gestanden.