Samstag, 08. Februar 2014, bis Sonntag, 23. Februar 2014 – Köln / Brüssel / Kigali / Goma
Die offiziellen Termine der vergangenen zwei Wochen beschränken sich auf die Pressekonferenz zum Erscheinen des Buches „FC – Lebenslang“, zu der mich Helge Malchow, der Verleger von Kiepenheuer & Witsch, eingeladen hatte und die bereits angekündigte Kongo-Reise.
Das Buch wurde von der FC-Stiftung initiiert und sämtliche Erlöse fließen komplett an eben diese. Es handelt sich natürlich um ein Fan-Buch, welches sich nicht unbedingt an Anhänger anderer Fußballvereine wendet, schließlich kann man sich bekanntermaßen ja drei Dinge nicht selbst aussuchen: Seinen Vater, seine Mutter und den Club, mit dem man leiden muss.
Die Kongo-Reise mit dem RTL-Spendenmarathon-Filmteam, auf die mich zum ersten Mal meine Frau begleitet, beginnt am Samstagmorgen, dem 15.Februar, in aller Herrgottsfrühe. Wir werden zuhause eingesammelt und nach Brüssel kutschiert, wo wir auf Eva Martin von World Vision und den Daniel van Moll treffen. Wir, das sind Tina und ich, sowie Inge Schmitt (Produktionsleiterin) und der Kameramann Winnie von Wilmsdorff.
10:40 Uhr geht der Flug nach Kigali, 19:55 Uhr kommen wir dort an, checken ins Hotel Umubano ein, noch einen Absacker auf der Hotel-Terrasse und dann zügig ab in die Federn. Erwähnenswert vielleicht noch die Flugroute, denn wir fliegen über die Balkanküste und ändern die Richtung erst über der Insel Kythira, wo „Kristallnaach“ seinen Ursprung nahm. Weiter geht es übers Mittelmeer, Ägypten, die beiden Sudans und Uganda in die Hauptstadt Ruandas. Am nächsten Mittag dann die obligatorische dreistündige Autofahrt zur Kongolesischen Grenze. Die üblichen Formalitäten und schon sitzen wir im Hotel Ihusi, um uns zum x-ten Mal das Security-Briefing des World Vision-Security-Managers Gomez Ismael anzuhören. Drehbesprechung, Abendessen, Early Night. Gedreht wird dann an den drei nächsten Tagen in diversen Flüchtlingscamps, wo wir erneut haarsträubende Schicksale von jugendlichen Zwangsprostituierten und Ex-Kindersoldaten erfahren. Die Lager, die ich von früheren Reisen kenne, sind alle hoffnungslos überfüllt, was natürlich daran liegt, dass es momentan zu vielen kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, weil die Blauhelme (Monusco) inzwischen mit einem robusten Mandat ausgestattet wurde und dementsprechend konsequent gegen die Milizen vorgehen darf. Noch nie zuvor habe ich einen derart große Präsenz an Blauhelmen und UN-Fahrzeugen wahrgenommen, was uns natürlich halbwegs beruhigt, gleichzeitig aber auch bedeutet, dass sich Zivilisten außerhalb der Lager zwischen nie wirklich definierten Fronten wiederfinden. Leider ist es unmöglich, jedes Lager, jede Stadt hier unten mit einem unserer Rebound-Center auszustatten, denn wer soll das bezahlen, aber notwendig wäre es schon. Momentan befindet sich jedenfalls wenigstens mal eins in Butembo im Aufbau, auch wenn es erst mal nur vorfinanziert ist. Irgendwie tut sich bei mir eine veränderte Sicht auf die Zustände im Ost Kongo auf, weil diesmal Tina mit dabei ist und manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, dass ich das plötzlich alles mit ihren Augen sehe. Schade, dass sie nicht mit in die winzige Behausungen gehen kann, wo wir die Interviews mit den Kids führen, denn mehr als der Kameramann, meine Dolmetscherin und ich passen beim besten Willen nicht da rein (Aber wer weiß, wofür das gut ist, vielleicht wäre das auf ihrer ersten Afrikareise auch zu viel des Bösen). Außerhalb ihrer Hütten können wir jedenfalls keine Interviews führen, weil sich die betroffenen Jugendlichen für ihr Schicksal schämen.
Am Donnerstag fahren wir zurück nach Kigali, wo wir abends um 21:20 Uhr den Flug nach Brüssel – mit Zwischenlandung in Nairobi – nehmen. Am frühen Freitagmorgen werde ich über der Insel Elba wach, wo wir vor fünfzehn Jahren für das Comics und Pinups-Album geprobt hatten.
Um 07:15 Uhr MEZ landen wir in Brüssel, wo auf uns ein RTL-Shuttle wartet, um uns wieder nach Köln zu chauffieren.
Habe das Gefühl keine Zeit verplempert zu haben, denn wir haben sehr effektiv gearbeitet und außerdem weiß ich auf der bevorstehenden Tour wieder ganz genau, für wen ich „Noh Gulu“ singe. Das Problem, das ich bei der vorigen Tour mit den entsprechenden Ansagen hatte, versuchen wir durch neue Flyer, die am Rebound-Stand erhältlich sind zu lösen. Tina hat gezielt für diese Zweck fotografiert, denn irgendwie müssen diese Kids ja mal ein Gesicht bekommen. Schließlich handelt es sich bei den Mädchen nicht um heruntergekommene Schlampen, die selbst schuld an ihrer Misere sind und bei den Jungs ebenfalls nicht um blutrünstige Monster. Unter anderen Umständen würden viele von ihnen am Beginn einer beruflichen Karriere stehen.