Samstag, 19.Mai 2012 – Karlsruhe / Europhalle
Wir wohnen wieder im „Erbprinz“ in Ettlingen, wie zuletzt im Rahmen der RadioRegenbogen-Award-Show. Dazwischen war ich mit Didi nochmal für einen Interview-Tag hier. Jedenfalls grüßt das Murmeltier erneut, sogar das selbe Zimmer (401) teilt man mir zu. Nachmittags noch kurz durch die Ettlinger Altstadt, allerdings hat bis auf den Müller Markt so ziemlich alles geschlossen. Immerhin schaffe ich es, mir hier Bob Marleys letztes Konzert auf einer Doppel-CD zuzulegen: „Live Forever“, aufgenommen am 23. September 1980 im Stanley Theater/Pittsburgh, PA. Keine Ahnung, wieso ich das bisher noch nicht erworben habe, vielleicht weil es erst 2011 erschienen ist und ich zu sehr mit anderen Dingen befasst war. Was wir seit Münster neu im Angebot haben ist, dass wir am Rebound/World Vision-Stand neben Jürgens abgenutzten und von allen Musikanten signierten Trommelfellen jetzt auch meine handgeschriebene und signierte Setliste vom jeweiligen Konzertabend noch vor Ort nach der Show gegen Höchstgebot für die Kids im Ostkongo versteigern. Didi bzw. Utz transferieren quasi mit eingeschaltetem Blaulicht die Liste von der Bühne zum Merch-, bzw. Rebound-Stand und los geht´s mit der Bieterei. Endlich schaffe ich es mal, mich mit Willi Bormes und seiner Frau Carmen (!) für ein Stündchen vor dem Auftritt in den Katakomben der Europahalle zu treffen. Willi war mit mir im selben Jahr in der Volkshochschule Zwirnerstraße eingeschult worden und ist für Leute, die „Für ´ne Moment“ gelesen haben, der Junge, dem wir immer, wenn wir uns im Rahmen des Karnevals als Cowboy oder Indianer ausstaffiert hatten, ein Pistölchen leihen mussten, weil ihm sein Vater strikt verboten hatte, mit Kriegsspielzeug zu spielen. Vermutlich hatte er entsetzliche Erlebnisse als Soldat im zweiten Weltkrieg. Wenn ich es mir so recht überlege, hat die Pointe von „Jupp“ (unterbewusst) sogar etwas mit Willis Vater zu tun. Kann gut sein, dass sich da etwas abgespeichert hat. Mittlerweile lebt Willi jedenfalls in Karlsruhe, hat aber in Köln auch noch eine Wohnung, wo er ab und zu arbeitet. Vielleicht klären wir demnähchst dann auch mal auf, was seinen Vater wohl dazu bewogen hat, dieses Verbot auszusprechen. Eventuell findet Willi ja dieses Tagebuch, das sein alter Herr ihm kurz bevor er starb noch übergeben hatte. Kann aber auch sein, dass das niemanden außer Vater und Sohn etwas angeht. Heute ist selbstredend Jürgens Heimspiel und sowieso alles klar. Die gestern Abend spontan von ihm im Outro gesungene Zeile aus „Das Leben des Brian“, nämlich „… always look on the bright side of life“, welche so selbstverständlich auf die Akkorde von „Mir zwei, mir könnte Fraue han“ passt, proben wir beim Soundcheck mal richtig ein, was dann später im Konzert zum absoluten Brüller wird. Überhaupt ein Gig zum Mitschneiden (eigentlich!). Was ich so schnell nicht vergessen werde, sind all die Absteigerschals im Publikum, die bei „Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn?“ hochgehalten werden: Karlsruhe, Hertha BSC, Kaiserslautern, und natürlich etliche FC-Schals. Besonders rührend ist ein ehemaliger Lehrer des FC-Spielers Christian Eichner, der mir nach dem Song ein von ihm signiertes Trikot auf die Bühne wirft. Gut, dass ich den Mann persönlich kenne und mich mit ihm über seinen Ex-Schüler unterhalten habe, auf den ich große Stücke halte, auch wenn er im Kölner Boulevard nicht allzu gut wegkommt. Aber was heißt das schon?! Der Zufall will es, dass wir genau nach „Woröm?“ backstage den letzten Elfer von Drogba mitverfolgen, der den Bayern sämtliche Hoffnungen auf den Gewinn der Championsleague zunichte macht.