Rebound
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Wolfgang zur Promotionreise

10. Nov. Baden Baden, Dorint Sofitel

Ungefähr die Hälfte der Promotour liegt hinter mir. Ein Pressetag in Köln, Saarbrücken, Hamburg, Schwerin, Berlin, Magdeburg, Halle und Weimar. Zwischendrin am vergangenen Sonntag das Abschlussbankett der Konferenz „Partnerschaft mit Afrika“, zu der Bundespräsident Köhler mit Unterstützung der Zeit-Stiftung auf den Bonner Petersberg eingeladen hatte.

Hochrangige afrikanische Politiker wie beispielsweise der Präsident Südafrikas Thabo Mbeki, der ehemalige Präsident von Mosambik Chissano und der amtierende Ministerpräsident von Äthiopien Meles Zenawi, Schriftsteller wie Henning Mankell und Bartholomäus Grill sowie deutsche Politiker, Geistliche und Wirtschaftsvertreter hatten drei Tage lang afrikanische Problematiken diskutiert.
Spiele zusammen mit dem deutschen Pianisten Hans Lüdemann, einem französischen Schlagzeuger und zwei afrikanischen Kollegen „I shall be released“ und „Wie schön dat wöhr“ in völlig ungeprobten, aber ausgesprochen magischen Versionen, auf die man gelegentlich mal zurückkommen sollte.

Angenehme Veranstaltung, freue mich besonders meine Sierra Leone und Benin-Kumpels Hans Christoph Buch und Peter Dreckmann wiederzutreffen. Hans Christoph Buch stellt mir den Schriftsteller Uwe Timm vor, dessen Buch „Rot“ ich soeben begeistert gelesen habe. Wir stellen fest, dass wir einander schon einmal vor zwanzig Jahren in München vorgestellt wurden.
Mein Freund Anthony Baffoe ist auch da und mit ihm auch der momentan verletzte Schalker Nationalspieler Gerald Assamoah. Diesem rate ich, sich mit seiner Rekonvaleszenz bis nach dem 19. November Zeit zu lassen, mit den Kölner Abwehrrecken sei nicht zu spaßen. Es steht allerdings zu befürchten, dass ihn dieser Tipp nicht sonderlich beeindruckt hat. Ein mildes lächeln immerhin.

21. November, Berlin, Hotel Alexander Plaza

Elf Tage später bin ich noch mal in Berlin und morgen früh im SAT1-Frühstücksfernsehen um unser Album zu promoten. Von Baden-Baden ging es nach Frankfurt, u.a. zu Werner (Eddies Radio Show) Reinke, eine gemeinsame Radiosendung mit ihm und Jürgen Zöller stand an. Wohltuend, diese entspannte Art Radio zu machen, es hat Riesenspaß gemacht.
Auch nicht schlecht war am Vorabend die Welturaufführung unserer Video-Anthologie (Reise durch drei BAP-Jahrzehnte in bewegten Bildern) vor ausgelostem Publikum beim Radiosender FFH. Die Brüller des Abends natürlich unser erster Playback-Auftritt mit „Ne schöne Jrooß“ und das Giftschrank-Video von „Alles em Lot“. Am freien Sonntag Nachmittag nehme ich die Gelegenheit wahr, mir in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle die vergleichende Rodin/Beuys-Ausstellung anzusehen.

Weiter geht es über Mainz, Mannheim und München zurück nach Köln, wo Mittwochs in der Kölnarena die große Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung des Albums von „Dreimohl zehn Jahre“ stattfindet. Ein langer Tag, der im ARD-Morgenmagazin anfing, wo ich gemeinsam mit dem ehemaligen Stürmerstar des 1.FC Köln und jetzigen Präsidenten von Kickers Offenbach Dieter Müller über die genaue Geburtsstunde unserer Kapelle Auskunft gab. Anhand seines ersten Länderspiels (Jugoslawien-Deutschland 2:4 n.V.) nämlich, bei dem er drei Tore schoss, lässt sich exakt zurückrechnen, wann es passiert war: Es war am Morgen des 18.Juni 1976, als die Feierlichkeiten im Hause N. – nur kurz von Nachtruhe unterbrochen – nahtlos ins Ausfahren von Essen auf Rädern übergehen sollten. Das Telefon klingelte und der Saxophonist meiner ehemaligen Schülerband, vom dem ich über sechs Jahre nichts gehört hatte, teilte mir mit, er habe sich ein Haus gekauft und da gäbe es eine Art Stall, den wir uns renovieren könnten um ab und zu ein bisschen abzurocken. Von den oben erwähnten Feierlichkeiten geschwächt und weil ich sowieso knapp dran war, verzichtete ich auf ein kurzangebundernes „Vergiss es!“ und meisterte die schlitzohrige Attacke mit „Ja, ja,….ich komme mal vorbei.“
Aber der Initialfunke hatte gezündet, von da ab traf man sich regelmäßig und das Schicksal konnte seinen Lauf nehmen.

Am folgenden Tag TV in Düsseldorf, Presse in Köln und über Bremen (Burkhard Rausch/Radio Bremen ist immer eine Reise wert) nach Hamburg zur NDR-Talkshow. Deren Verlauf hinterlässt ein leicht schales Gefühl, besonders die Verkumpelung des selbsternannten Staatsfeindes Nr.1 und Gangsta-Rappers Bushido und einer ehemaligen ZDF-Fernsehgarten-Moderatorin macht ratlos. Was soll man dem Wortschwall dieser beiden Koryphäen entgegnen, wenn man keinen einzigen von Bushidos indizierten Texten in Gänze kennt und sich höchstens spießig über aus dem Zusammenhang gerissene Zitate streiten könnte. Fühle mich – wie auch der Kabarettist Bruno Jonas – äußerst unwohl, die Situation erinnert mich an „Biedermann und Brandstifter“. Nach der Sendung – und somit zu spät – fällt mir ein, dass ich wenigstens das hätte sagen können. Somit bleibt mir nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass sich der FDP-Sympathisant und Staatsfeind Nr. 1 selbst ausreichend bloß gestellt hat.

Samstag morgen zurück nach Köln, und um 13:00 die erste Autogrammstunde der kompletten Band seit Menschengedenken. Der Andrang ist dermaßen groß, dass ich es gerade noch mit Ach und Krach schaffe, zum Anstoß gegen Schalke im Stadion einzulaufen.
Sonntag Abend dann noch zusammen mit Helmut die WDR-Soundfiles und heute Nachmittag nach Berlin, wo – wie eingangs erwähnt – in Herrgottsfrühe die letzte Promo-Woche eingeläutet wird.

25. November, Kronenburg

Montag nachmittag noch mal nach Berlin, wo ich ab Dienstag morgen ab 6:00 Uhr beim Sat1-Frühstückfernsehen zu Gast bin. Gar nicht so einfach, dermaßen sein Hirn auf Sendung zu schalten. Es geht weiter mit Radio 1 beim RBB und diversen lokalen Radiosendern. Mittwoch dann über Madgeburg nach Leipzig.

Langsam verliere ich den Überblick, ertappe mich dabei dass ich Fragen der Moderatoren schon gar nicht mehr abwarte, weil ich nach drei Wochen Promotour sowieso längst weiß, was die nächste und die übernächste Frage sein wird. Großartig der DJ bei unserem Leipziger Radiopräsentator mit dem einzigartigen Slogan „ein Hit ist ein Hit ist ein Hit“, der mich erneut an Gertrude Steins epochalen Vers „a rose is a rose is arose“ erinnert. Der Kerl ist eine absolute Multifunktionswaffe, denn er fährt gleichzeitig seine Sendung (in der ich nicht stattfinde) und interviewt mich, während über den Sender die Musiktitel des normalen Tagesprogramms laufen, für spätere Ausstrahlungen. Zwischendurch puzzelt er Nachrichten und Verkehrsfunksprecher von seinem Platz in’s Tagesprogramm und irgendwann sind wir beide dann live auf Sendung.

Die Nacht verbringe ich dann in Nürnberg, wo ich am nächsten morgen bei Radio Gong einen alten Bekannten aus der Augsburger Veranstalterszene treffe. Unmengen Erinnerungen werden ausgetauscht vom 81er Auftritt in der winzigen „Kressle’s Mühle“ bis zum Open Air 89 im Fußballstadion mit Joe Cocker und Johnny Clegg.
Danach ein äußerst wohltuendes Pressegespräch in einem afrikanischen Club mit lauter Nürnberger Journalisten, die ich auch schon seit Jahrzehnten kenne. Weiter geht es per ICE nach Mainz, Nachtruhe, eine letzte Pressekonferenz, ZDF-Mittagsmagazin und zurück nach Köln, wo noch ein Telefoninterview auf mich wartet.

Das Wochenende ist dann Gottseidank frei. Durchatmen in der verschneiten Eifel, Kräfte tanken für die kommende Woche, die in erster Linie unter der Rubrik „Live-Proben-Vorbereitung“ stattfinden wird. Wichtigster Programmpunkt: Setliste für die Kölnarena, inclusive Reservebank

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