Freitag, 10.Mai 2013 – Lubunti, Region Ungandula
Mit Ted Rock Hoareau’s „Busy Bee Congo“ fliegen wir von Goma nach Tingi-Tingi, einer zur Piste erweiterten Asphaltstraße in der Nähe von Lubutu, wo die WHH ein 76 Kilometer langes Teilstück der Straße von Punia zu der Provinzhauptstadt Kindu baut bzw. rehabilitiert. Unter anderem müssen hierbei zwei Flüsse überquert werden und da für Brücken kein Geld vorhanden ist, wird das mittels Fähren geschehen. Wir ziehen mitten im Dschungel ins Containercamp ein und lernen großartige Kerle kennen. Zum Beispiel Dagobert, das alte Schlachtross. Er hatte mich schon 2009 in Kigali abgeholt, er wird im nächsten Jahr pensioniert. Keiner weiß so richtig, wer in seine Fußstapfen treten soll, denn sein Know-How, was das Reparieren der schweren Baumaschinen betrifft, ist schwer zu erlangen. Aber auch die übrigen Kollegen, unter ihnen zwei Franzosen und zwei Italiener kann so schnell nichts aus der Fassung bringen. Unvorstellbar, mit welcher Entschlossenheit und Power die Jungs hier ihren Job erledigen. Chapeau!! Am Spätnachmittag begeben wir uns auf eine anderthalbstündige Flussfahrt per Motorboot durch den Urwald, wie ich sie mir schon immer erträumt hatte. Fitzcarraldo lässt grüßen, während die Bevölkerung teilweise rheinbreite Flüsse in Pirogenfähren, von vier Paddlern angetrieben, überquert. Und das soll auch so bleiben, denn es ist nicht das Ziel, die Fährleute arbeitslos zu machen. Lediglich der Autotransport soll über die WHH-Fähre laufen. Abends wird gegrillt, während ein heftiger Tropenregen auf die Wellblechdächer prasselt und unglaubliche Scherenschnitte auf den Nachthimmel zaubert. In einer Regenpause schaffe ich es in meinen Container, unter mein Moskitonetz und die Donner und Blitze wiegen mich in Rekordzeit in den Schlaf. Dämlich, dass ich meine Gitarre in Köln am Flughafen zurücklassen musste, denn die KLM wollte mir dafür einen Extrasitz berechnen, es sei denn ich hätte sie aufgegeben. Das hätte allerdings bedeutet, dass man sie beim Verladen mit ziemlicher Sicherheit durch die Gegend geschmissen hätte. Beim nächsten Mal muss ich mir diesbezüglich was überlegen, denn die Jungs im Camp waren schon ziemlich enttäuscht. Zum Trost habe ich ihnen unser Live-Album „Volles Programm“ dagelassen, wohl wissend, dass das kein Konzert im nächtlichen Tropengewitter ersetzen kann.