Freitag, 28.Juni 2013 – Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg
Die vergangenen anderthalb Wochen seit Ahrdorf habe ich in erster Linie mit dem Auskurieren meiner Erkältung verbracht. Hat mich dann doch wohl härter erwischt als erwartet. Zwischendurch allerdings auch allerlei, was mit den Vorbereitungen der beiden Veröffentlichungen im September zusammen hängt. Die Arbeiten am Buch sind in der Zielgeraden und mit Mattes am Cover und Booklet des Albums zu basteln macht wie immer viel Spaß. Besonders dürfen wir uns beim Artwork der Special Edition austoben: 40 Seiten Booklet und Bonus-CD wollen gestaltet werden.
Am Montag dieser Woche fahre ich mit Fisch und Julian Dawson nach Bonn, um auf dem „Kunst! Rasen“ Crosby, Stills & Nash zu erleben, Die Herren machen ihre Sache recht gut: Graham Nash führt durchs Programm, Stephen Stills ist von seiner Krebs-Operation genesen, und Crosby singt immer noch mit einer Engelstimme, die man ihm aufgrund seiner Erscheinung nicht ohne weiteres zutrauen würde. Das, was diese drei Kerle an Chorgesang hervorbringen, setzt immer noch Maßstäbe, auch wenn es mir hier und da etwas zu harmlos daherkommt. Wenn ich ganz ehrlich bin, fehlt mir in diesem Zusammenhang Neil Young, der – sobald alle Vier zusammenspielen – die nötige Portion Dreck erzeugt, die das Ganze dann zum Rocken bringt. Gut, dass der Mann am 12. Juli mit Crazy Horse in der Köln-Arena spielt, kanns kaum erwarten.
Sind schon gestern in Stuttgart angereist, weil wir am Konzerttag als Top Act dieses kleinen Festivals bereits vormittags Sound checken. Donnerstagabend mit Isis ins Kino. „Papadopoulos & Söhne“. Leider in treudeutsch-synchronisierter Fassung, sämtliche Akzente fallen flach, und somit ist diese griechisch-britische Komödie ihres Charmes beraubt. Schade! Nach dem Soundcheck nochmal mit Isis in die City, wo der Fisch uns um 17.00Uhr einsammelt. Offensichtlich spielt der Wettergott mit, es entwickelt sich tatsächlich noch so was wie ein Sommerabend, auch wenn die Temperaturen maximal als „frühlingshaft“ bezeichnet werden dürfen. Andreas Bourani eröffnet, wie sich nach dem Konzert rausstellt, mit der kompletten „Die Happy“ Band (ohne Marta). Hatte mich auch schon gewundert, dass der Kerl live tatsächlich rockt, war eigentlich von formatisiertem Radiopop ausgegangen. Jupiter Jones, aus Prüm in der Eifel, hatte ich mir ziemlich genau so vorgestellt, wie sie dann auch performten. Es wird ordentlich gerockt, und der Frontmann schlägt die Brücke zum Publikum in unangestrengter Form. Ich glaube fast, sowas ist angeboren, das kann man nicht wirklich lernen. Hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Um 20.00 Uhr sind wir dann an der Reihe. Uns stehen heute lediglich 2 Stunden 15 Minuten zur Verfügung. Was wir wirklich ausreizen. 22.15 Uhr strict curfew, danach hagelt es Klagen. Man weiß nicht so richtig, was man auf der Bühne anziehen soll. Wirken die Scheinwerfer als Heizung oder nicht? Es bleibt einem nichts anderes übrig als nach dem Zwiebel-Prinzip vorzugehen. Lieber sich einer Schicht entledigen als zu frieren, auch wenn das zur einen oder anderen Slapstick-Einlage führt. Mein erster Gitarrenwechsel und somit die erste Möglichkeit eine Jacke auszuziehen findet beispielsweise erst vor „Rita“ statt, also muss man improvisieren, was dann für Heiterkeit sorgt. Anfangs haben wir noch leichte Probleme mit dem Monitorsound, was für Festivals aber ganz normal ist. Man vertraut auf unseren F.O.H.-Mixer Achim, der wird seinen Job schon ordentlich erledigen, und irgendwann hört sich das dann auch auf der Bühne so an wie gewohnt. Wenn ich das richtig sehe, findet morgen in Bonn der letzte Gig dieser Tour in Normallänge statt, denn in Belgien und Luxemburg sind wir wieder zeitlich limitiert. Ab heute ist es übrigens offiziell, dass wir ab Mitte März 2014 unsere Unplugged-Tour spielen. Diesmal muss von vorne herein klar sein, dass wir tatsächlich diese gemütliche Konzertsituation anstreben und nicht – wie bei der Tonfilm-Tour – das Gelingen des Konzerts davon abhängig machen, das Publikum so früh wie möglich von den Sitzen zu reißen. Wenn es bei dieser Tour etwas zu beweisen gibt dann, dass wir in der Lage sind eine spezielle Atmosphäre zu schaffen, in der wir ungezwungen miteinander musizieren können ohne irgendwelche Erwartungshaltungen befriedigen zu wollen. Rhani Krija wird dabei sein und die Anne natürlich, die diesmal mehr Instrumente spielen wird als bei einer normalen Plugged-Show. Aber im Detail werden wir das logischerweise erst bei den Tourproben planen können. Die Richtung geben die beiden „Radio Pandora“-Unplugged-Gigs in Bad Hersfeld und in Mainz vor. Ungefähr so soll es werden, denn seit diesen beiden Auftritten träumen wir schon davon, sowas mal auf die Straße zu bringen. Nach der Show noch ein kleines gemütliches Beisammensein der beteiligten Musiker im Catering-Zelt, danach verabschieden sich Jupiter Jones in den Nightliner der sie nach Wolfsburg bringt, wo sie morgen mit Wingenfelder & Wingenfelder ein Stadtfest bespielen. Ich lasse schöne Grüße ausrichten und breche ebenfalls auf, um mich brav im Hotel abzulegen. Morgen sollte ich so fit wie möglich sein.