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Köln

Nach ewigen Zeiten also mal wieder daheimgeblieben und nicht auf Karnevalsflucht. Gestern sogar von der Tribüne auf dem Severinskirchplatz aus den Rosenmontagszug „abgenommen“. Kann mich nicht daran erinnern, den Zug jemals dermaßen detailliert wahrgenommen zu haben. In der Tat: Es hat sich seit den lauen, miefigen, konservativen Wagen der 70er und 80er Jahre auch im organisierten Kölner Karneval einiges getan, was vermutlich auch am Engagement des jungen Zugleiters Christoph Kuckelkorn liegt. Ohne seine Anfrage wäre ich beispielsweise niemals auf die Idee gekommen, Kindersoldaten und Korruption in Afrika im Rosenmontagszug zu thematisieren. Dabei ist das in Wirklichkeit gar nicht mal soweit hergeholt, schließlich hält der Narr dem Souverän (und der ist in der Demokratie das Volk) den Spiegel vor. In meinem Fall sieht er sich da drin, wie er auf dem Sofa sitzt und Afrika wegzappt bzw. wie unsere Wirtschaft afrikanische Kleptokraten schmiert, um an die unzertifizierten Rohstoffe und Bodenschätze zu kommen. Abgesehen von all dem freue ich mich wirklich über die Herzlichkeit der Leute, die mich erkennen und ihre Freude über „die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ zum Ausdruck bringen. „Schön, datte widder dobei bess, Jung!!“ Wie oft habe ich diesen Satz im Verlauf der vier Stunden gehört?! Keinen einzigen blöden Spruch, worauf ich eigentlich gefasst war. Der Rosenmontagszug, wenn man beispielsweise die Gründungsjahre der einzelnen Karnevalsgesellschaften ihren vorangetragenen Standarten entnimmt, dokumentiert neben der vermutlich unvergleichbaren Affenliebe der Kölner zu ihrer Stadt auch die einzigartige Geschichte meines Stammes. Von den Roten Funken, die – wenn ich mich richtig erinnere – 1823 gegründet wurden, als Soldaten tatsächlich noch derartige Uniformen trugen, bis zu einem Verein (Name entfallen), der die Jahreszahl 1945, also die des Kriegsendes, in seinem Signet trägt, mal abgesehen von all den geschichtlichen Kostümen von den Römern über die Hunnen bis zu den napoleonischen Soldaten. Der General Harras aus Zuckmayers „Des Teufels General“ lässt schön grüßen.

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